Geldberg

Lohnt sich ein Elektroauto

Lohnt sich ein Elektroauto? Viele, die sich grundsätzlich für Elektroautos interessieren, sind oftmals abgeschreckt von den hohen Preisen für die Anschaffung. Auch bei mir sorgte das erst einmal für Stirnrunzeln. Kann und will ich mir das leisten? Nach nun fast einem Jahr und 27.000 km Fahrleistung kann ich die Kosten etwas besser einordnen und aufschlüsseln.

Die Anschaffung

Wie oben erwähnt, der Anschaffungspreis ist immer höher als bei einem vergleichbaren Benziner oder Diesel. Daran ändert auch die Förderung von gut 4.100 Euro nichts, die sich Staat und Hersteller teilen. Das Angebot an Elektroautos nimmt aktuell stark zu, da 2020 alle Hersteller gezwungen sind, ihren Flottenverbrauch zu senken. Auch einige preisgünstigere Kleinwägen sind unter den Neuerscheinungen. Unten habe ich in der Tabelle Fahrzeuge aufgeführt, die aktuell erhältlich sind und für die ein Preis feststeht.
Ausführliche Daten zur Ausstattung etc. habe ich mir hier gespart. Die kann jeder bei Interesse auf den Herstellerseiten nachlesen. Wichtig war mir eine Übersicht der Preise und ungefähre Reichweite, weil die für viele immer noch eine große Rolle spielt.

Bei den Preisen ist das wie üblich das unterste Niveau und die Reichweite ist das absolute Maximum, unter Idealbedingungen.

  • Modell
  • Audi e-tron
  • BMW i3
  • e.go life
  • Hyundai Ioniq
  • Hyundai Kona
  • Kia e-Niro
  • Nissan eNv 100 (Transporter)
  • Nissan Leaf
  • Opel ampera-e
  • Tesla Model 3
  • Renault Zoe (Mietakku)
  • Preis ab ca. €
  • 80.000
  • 38.000
  • 15.900
  • 34.900
  • 34.400
  • 35.290
  • 34.105
  • 32.159
  • 42.990
  • 44.390
  • 23.000
  • Reichweite bis ca.
  • 415
  • 260
  • 100
  • 311
  • 289
  • 289
  • 290
  • 270
  • 520
  • 403
  • 395

Der Anschaffungspreis ist aber nur ein Bestandteil der anfallenden Kosten. Sicher aber erst einmal der Punkt die viele schon abschreckt

Die Folgekosten

Da kommen wir jetzt langsam zur Kategorie, in dem das Elektroauto Punkt für Punkt wieder gut macht.
Dies ist aber auch notwendig, schließlich hat niemand Geld zu verschenken und so soll sich die hohe Investition in ein Elektroauto auch irgendwann wieder auszahlen. Fangen wir an mit den –

Energiekosten

Beim Diesel und Benzin ist man es gewohnt stündlich wechselnde Preise zu bezahlen. Das ist fast wie an der Börse. Mal gewinnt man, mal verliert man. Und die Unterschiede können im Tagesverlauf schon enorm sein. Dagegen ist die geplante CO2-Abgabe geradezu lächerlich. Für unseren Vergleich nehme ich einmal einen Mittelwert aus dem Oktober 2019 für die Treibstoffkosten. Als Verbrauch nehmen wir beim Diesel 6 Liter auf 100 km an und beim Benziner 7 Liter/100 km. Beim Elektroauto nehme ich den Schnitt von meinem Ioniq 14 kWh für die Berechnung.

Vor kurzem habe ich in den sozialen Medien eine interessante neue Berechnungseinheit entdeckt, die km/€. Wieviel Kilometer fahre ich für einen Euro oder vielleicht übersichtlicher pro 10 €.

Nehmen wir den Diesel, bei aktuell ca. 1,25 € und 6 Liter Verbrauch, dann kommt man mit 10 Euro ca. 135 km.

Beim Benziner schaffe ich bei aktuellen Treibstoffkosten von 1,35 € noch 105 km.

Den Ioniq am Haushaltsstrom für 30 Cent geladen, kann ich dagegen 240 Kilometer mit 10 Euro bewegen.

Also gerade für Vielfahrer relativiert sich der Mehrpreis beim Kauf über die Treibstoffkosten doch relativ schnell wieder. Zudem hat man absolute Planungssicherheit fürs ganze Jahr was die Energiekosten angeht. Der Strompreis ändert sich eher selten.

Wartungskosten

Beim Elektroauto fallen eigentlich so gut wie keine Wartungsarbeiten an. Trotzdem ist bei den meisten Fahrzeugen ein Wartungsplan vorgeschrieben. Tesla aber zum Beispiel verzichtet komplett auf vorgeschriebene Wartungen.

Hyundai hält auch beim Elektroauto am 15.000 km Wartungsintervall fest. Unverständlich aus meiner Sicht, aber wohl den umfangreichen Garantieleistungen geschuldet.
Für die erste Wartung habe ich dabei 74 Euro bezahlt. Die 30.000 km Wartung wird in einem ähnlichen Bereich liegen. Eventuell kommt da noch ein Innenraumfilter dazu und alle 2 Jahre muss die Bremsflüssigkeit gewechselt werden. Das wars an „wichtigen“ Arbeiten.

Beim Verbrenner kann das jeder mit seinem aktuell verfügbaren Fahrzeug selbst beantworten, wie hoch die Wartungskosten sind. Bisher bin ich bei meinen Autos sehr selten unter 200 Euro weggekommen, bei Zusatzarbeiten auch gerne mal das doppelte.
Im Vergleich um Elektroauto macht die Wartung auch deutlich mehr Sinn, da viel mehr verschleißanfällige Teile verbaut sind. Ein Ölwechsel, Ölfilter- und Luftfilterwechsel sollte ebenfalls obligatorisch sein.

Reparaturanfälligkeit

Auch in dieser Kategorie ist das Elektroauto im Vorteil, wie oben bereits erwähnt, befinden sich im Verbrenner erheblich mehr (bewegte) Teile die einem entsprechenden Verschleiß unterliegen. Aus eigener Erfahrung kann ich von Seiten des Elektroautos noch keine Erfahrungen beisteuern. Nach 27.000 km sind noch keine Defekte aufgetreten, aber das ist im Regelfall auch beim Verbrenner bei dieser Fahrleistung so.

Kraftfahrzeugsteuer

10 Jahre Steuerfreiheit beim Elektroauto müssen in diesem Fall mit dem individuellen Steuersatz beim Verbrenner verglichen werden. Es ist kein Vermögen, auf zehn Jahre gesehen allerdings doch auch eine beträchtliche Summe.

Versicherungskosten

Im meinem Fall gab es einen Unterschied von 20 Euro, zu Ungunsten des Elektroautos. Ich empfehle das im jeweiligen Einzelfall über diverse Versicherungsvergleiche im Internet selbst zu ermitteln. Ein großer Unterschied wird sich da aber wohl nicht ergeben.

Parkkosten Innenstadt

Je nach Wohnlage und Nutzungsform des Elektroautos können da im Jahresverlauf auch einige Beträge zusammenkommen. In der Regel parkt man mit dem Elektroauto an Ladesäulen, während des Ladevorgangs, kostenlos. Da es sich im Innenstadtbereich dabei meist um AC-Ladesäulen handelt, brauche ich da auch entsprechend länger, also bei 50 Prozent Ladung zum Beispiel 2 Stunden. Sicher man muss das dann ein wenig vorplanen. Aber man kann sich doch meistens ein Parkticket sparen.

Kostenlose Ladesäulen

Vor allem Supermärkte und Einkaufszentren bieten als Werbemaßnahmen oftmals kostenlose Lademöglichkeiten an. Welcher Verbrenner-Kunde würde nicht gerne kostenloses Tanken während des Einkaufs in Anspruch nehmen. Auch wenn es nur 100 km mehr im Akku sind. Ein von mir gern genutzter Grund eher bei entsprechend ausgestatteten Einkaufsmöglichkeiten zu shoppen. Sozusagen eine Win Win Situation. Die Einsparmöglichkeit ist individuell dabei natürlich sehr verschieden und abhängig von der Anzahl und Attraktivität der kostenlosen Lademöglichkeiten.
Viele Verbrennerfahrer werden aber sicher gar nicht wissen, wie oft man die Möglichkeit hat kostenlos zu laden.

Mein Persönliches Fazit

Ich bin nach einem Jahr und 27.000 km mehr denn je vom Elektroauto überzeugt. Der Fahrkomfort, das Fahrgefühl ist einfach nicht mit einem Verbrenner zu vergleichen. Die Kosten sind auf den ersten Blick relativ hoch, aber wie oben beschrieben relativiert sich das über die Jahre.
Wobei ich bereit bin, für das beim Elektroauto gebotene auch bereit einen höheren Preis zu bezahlen. Einfach weil ich einen höheren Gegenwert bekomme. Das Elektroauto bietet viele Vorteile, probiert es aus, bucht eine Probefahrt.

Update am 02.01.2020

Nach Jahresabschluß und 33.000 gefahrenen Kilometern, habe ich meine Energiekosten zusammengerechnet.
Es ergeben sich gesamte Stromkosten von ca. 650 Euro. Dabei entfallen etwa 450 € auf das Laden an der heimischen Steckdose. Das öffentliche Laden wurde zum Großteil über den Anbieter Maingau durchgeführt. Ebenfalls enthalten beim öffentlichen Laden sind zahlreiche kostenlose Ladevorgänge während des Einkaufens. In wie weit das in Zukunft noch so eine große Rolle spielen wird ist zweifelhaft. Elektroautos nehmen zu und daher auch der „Run“ auf kostenlose Lademöglichkeiten.

Nach den festgestellten gefahrenen Kilometern und der entsprechenden Stromabrechnungen ergeben sich Energiekosten von 1,80 €/100 Kilometer.

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