In Gesprächen wird man eigentlich immer wieder mit den selben Vorurteile gegen Elektromobilität konfrontiert. Und auch wenn man immer und immer wieder die selben Argumente wiederholt, es scheint an manchen einfach nur abzuprallen. Vorgefertigte Meinungen. Um sich selbst wirklich ein Urteil zu bilden, sollte man aber so fair sein und versuchen alle Aspekte in die Beurteilung mit einzubeziehen. Einige Fakten versuche ich in dieser Artikelreihe zu sammeln und darzustellen. Vielleicht regt es wenigstens zum Nachdenken an.

Die Akkuherstellung ist umwelttechnisch ein Desaster

Ja, die Herstellung der Batterien ist umweltbelastend. Um die Batteriezellen herzustellen braucht es eine Menge Energie. Benötigt werden auch Rohstoffe wie Lithium und Kobalt. Immer wieder wird das in der Argumentation gegen E-Autos aufgenommen. Zu Recht?

Vorurteil Energieverbrauch Batterieherstellung

Das Thema Energieverbrauch bei der Batterieherstellung wird zum Beispiel von Tesla in den Fokus genommen. Der Einsatz von regenerativen Energien soll erhöht werden . In der eigenen „Gigafactory “ soll der Strom dafür mit dem weltgrößten Solardach gewonnen werden. Der Bau schreitet zügig voran. Es ist zu hoffen, dass auch andere Batteriehersteller diesen Weg einschlagen und die CO2 Belastung dadurch reduzieren.

Bisher wird, je nach Studie, eine umgerechnete CO2 Belastung von 110 bis 170 kg pro kW/h Speicherkapazität der Batterie angenommen. Die Studien schwanken dabei, je nach Auftraggeber und gewünschtem Ergebnis. Aufgrund dieser hohen CO2 Belastung macht es durchaus Sinn, nicht unbegrenzt große Akkus in den Autos zu verbauen. Wenn die Kapazität nur vielleicht zehn- oder zwanzigmal im Jahr benötigt wird (Reichweitenangst). Realistische Akkugrößen für den alltäglichen Einsatz sind gefragt und fordern sicherlich ein klein wenig Umdenken, beim Umstieg vom Verbrenner.
Zum Thema Reichweitenangst mehr in einem der nächsten Artikel.

Eine Anmerkung, wie lange es dauert, um diesen „CO2 Rucksack“ wieder herein zu holen, findet sich weiter unten im Text. Grob gesagt 30.000 bis 45.000 km. Stark abhängig vom Anteil der regenerativen Energien beim Aufladen. Und auch abhängig von der Fahrzeugklasse und der Akkugröße.

Vorurteil Kobalt

Die für die Akkuherstellung verwendeten Rohstoffe stehen ebenfalls in der Kritik. Vor allem Kobalt hat hier einen zweifelhaften Ruf. Die größten Vorkommen von Kobalt befinden sich in der Republik Kongo. Ein Land das umwelttechnisch und von Seiten der Menschenrechte nicht zu den Vorbildern gehört.
Der Rohstoff Kobalt an sich ist nicht selten. Man schätzt die Vorkommen weltweit auf etwa 25 Millionen Tonnen. 2016 förderte man 125.000 Tonnen. Schätzungsweise soll sich bis zum Jahr 2025 die jährliche Fördermenge auf 155.000 Tonnen erhöhen.
Im Kongo gewinnt man dabei eine Menge von etwa 20 Prozent durch sogenannten Kleinbergbau. Das heißt mit einfachen Mitteln durch die Bevölkerung, oftmals Kinder oder besser Jugendliche. Laut Amnesty International sind die Jugendlichen 15 bis 17 Jahre alt und dürfen laut Recht des Kongos arbeiten. 150.000 Menschen sind in diesem Kleinbergbau beschäftigt. Der Abbau von Kobalt ist ein Nebenprodukt von beispielsweise Kupferabbau. Insgesamt 98 Prozent des Kobaltabbaus geschieht als Nebenprodukt und ist nicht auf die primäre Gewinnung ausgerichtet.
In einem 50 kWh Akku befinden sich, je nach Hersteller 4,5 bis 20 kg Kobalt. Die Kosten für Kobalt betragen etwa 50 € je Kilogramm.

Ein Ziel muss und wird die Verringerung der benötigten Kobaltmengen in der Batterie sein. Schon aus wirtschaftlichen Gründen. Auch hier liefert Tesla wieder ein Beispiel: in den BatterieI vom neuen Modell 3 findet sich ein Kobaltanteil von nur noch 2,8 Prozent. Bisher war man von einem Mindestanteil von 8 Prozent ausgegangen, wohlgemerkt nicht nur in der Elektroautobatterie. Panasonic hält in naher Zukunft eine Akkuherstellung ohne Kobalt für möglich.
Andere Hersteller versuchen mit den Betreiberminen faire, nachprüfbare Bedingungen zur Förderung des Rohstoffs auszuhandeln oder haben diese bereits ausgehandelt.

Vorurteil Lithium

Lithium, ein weiterer verbauter Rohstoff, gewinnt man in verschiedenen Teilen der Welt. Jedoch hauptsächlich in Argentinien, Chile und Bolivien. Für die Herstellung benötigt man eine große Menge an mineralhaltigem Grundwasser. Neueste Zahlen von November 2019 gehen von einem viel niedrigeren Wassergebrauch als bisher angenommen aus. Die Lithium Vorkommen selbst sind, nach jetzigem Stand, weit mehr als ausreichend.

Lithium befindet sich gelöst im salzhaltigen Grundwasser der jeweiligen Abbaugebiete. Dieses wird in großen Becken zum Verdampfen gebracht und übrig bleibt Lithiumcarbonat und Kaliumchlorid. Das Verdampfen des Grundwassers führt zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels, was Probleme in der Bewirtschaftung der Flächen mit sich bringt. Diese Darstellung in vielen Medienberichten, wird immer wieder in den sozialen Netzwerken geteilt. Fakt ist jedoch, dass dieses salzhaltige Grundwasser weder als Trinkwasser noch zur Bewässerung geeignet ist.

Gern wird dabei die Atacama Wüste in Chile als Beispiel herangezogen. Dort wird aber das Wasser das zur Flächen Bewirtschaftung und für den Tourismus gebraucht wird, bereits an den Zuflüssen zu dieser Wüste abgenommen.

Deutschland hat sich aktuell Zugang zu Lithiumvorkommen in Bolivien gesichert. Auch dort an einem Salzsee, wo angeblich die weltweit größten Vorkommen vorhanden sind.

Lithium wird für die Akkuherstellung für Elektroautos, Handys, Laptops, Tablets usw. gebraucht. Ebenfalls für die Herstellung von Aluminium, Glas und Keramik.

Die Vorkommen von Lithium werden auf etwa 60 Millionen Tonnen weltweit geschätzt. Wenn alle Autos auf deutschen Straßen ab sofort mit Batterie betrieben würden, wäre eine Menge von 0,3 Millionen Tonnen Lithium erforderlich. Die Vorräte sollten also nicht zu Neige gehen.

Was zudem selten berücksichtigt wird, Batterien der Elektroautos können zu einem sehr hohen Prozentsatz (je nach Studie von 75% bis über 90%) recycelt werden. Oder sie werden als Zweitverwendung als Pufferbatterie in Häusern benutzt. Bei Öl wird’s mit einer Zweitverwendung schwierig.

Leider lassen sich die oben genannte Rohstoffe auch aus den kleinen Batterien von Handys, Tablet und Laptop nicht sinnvoll recyclen.

Soweit zu den Haupt „Negativ Fakten“.

Fahren wir mit dem Verbrenner besser?

Um den Vergleich mit der Batterie zu führen, nimmt man am Besten die Treibstoffherstellung. Sauberer als die Akkuherstellung ist diese nicht. Ganz im Gegenteil.

Es beginnt an der Ölquelle, oder besser noch beim Suchen nach Erdölvorräten. Gefördert werden weltweit 4.000 Millionen Tonnen Erdöl, jährlich und verschwinden, nach Verbrauch, endgültig. Einfach weg, nein nicht einfach Weg, umgewandelt u.a. in CO2. Stickoxide und andere hoch toxische Stoffe. Jahr für Jahr. Zugegebenermaßen wird bei Weitem nicht alles Erdöl als Treibstoff genutzt. Es wird eigentlich für viel wichtigere und sinnvollere Zwecke gebraucht (Kunststoff, Medikamente, Schmierstoffe) Aber ich will mich hier nicht verzetteln.

Die Förderung, der Transport und die Aufbereitung des Erdöls führen zu massiven Umweltverschmutzungen. Es kommt immer wieder zu erheblichen Umweltunglücken.
Zudem wird die Erschließung von Ölvorkommen immer schwieriger, energieaufwendiger und schädlicher; Stichwort Fracking.
Die Förderung bzw. der Besitz von Erdölvorkommen war immer, und ist auch noch immer der Grund vieler Kriege.

Für den Bau von Förder- und Transportanlagen werden wertvolle Wälder, oft auch Urwälder, gerodet und unberührte Küstenregionen mit Industrieanlagen zugebaut.

Bis das Erdöl dann endgültig aus dem Zapfhahn fließt wurde eine erhebliche Menge an Energie aufgewendet. Umgerechnet fährt ein Elektroauto mit der bis dahin verbrauchten Menge 70 bis 80 Kilometer weit.
Da ist der Verbrenner bisher noch keinen Kilometer gefahren.

CO2 Rucksack aus der Akkuherstellung

Wenn man dann weiter rechnet, nehmen wir den Ioniq, so hat der, konservativ gerechnet, einen Verbrauch von 16 kWh/100 km. Ein Benziner dürfte dazu im Vergleich 1,8 Liter benötigen, ein Diesel 1,6 Liter. Das wäre umgerechnet die selbe Energiemenge.
Eine solche Effizienz wird man nicht erreichen. Schließlich entwickelt man schon seit über 100 Jahren den Verbrennungsmotor weiter. Der Elektroantrieb befindet sich damit verglichen erst am Anfang der Entwicklung und wird weiterhin an Effizienz gewinnen.

Der Verbrennungsmotor verpestet mit seinen Abgasen sein Leben lang die Umwelt. Das Elektroauto fährt den Rückstand durch die höhere CO2 Belastung der Akkuherstellung herein und ist anschließend erheblich umweltfreundlicher. Durch die Steigerung der regenerativen Energien verschiebt sich dieser Vorteil immer weiter zu Gunsten des E-Autos.

Die letzten Zahlen vom Januar 2019 sprechen jetzt von einer Quote an regenerativen Energie von 40,4 Prozent am gesamten deutschen Strommix. Und so wird das Argument, dein Elektroauto fährt doch nur mit Kohle, immer weniger zutreffend.

Vergessen wird regelmäßig, dass auch die Herstellung des Verbrennungsmotors und seiner Teile eine CO2 Belastung verursacht. Zahlen über die genaue Höhe habe ich leider nicht gefunden.

Beim derzeitigen in Deutschland herrschenden Strommix rechnet man pro kWh Strom mit einer verursachten CO2 Belastung von knapp unter 500 Gramm (Zahlen noch von 2017), bei Ökostrom sind es 50 Gramm.
Bei der Verbrennung von Benzin entsteht, pro Liter, eine CO2 Belastung von 2.320 Gramm und beim Diesel von 2.650 Gramm.
(Quelle Kraftfahrtbundesamt)

Die Berechnungen, wann welches Auto sauberer fährt, hängt von vielen Variablen ab. Am Ende liegt das Elektroauto, bis auf den Betrieb mit sehr wenigen Kilometern, vorne.

Warum diese Vorurteile

Durch die engagierte Lobbyarbeit der Automobilhersteller werden ganz bewusst falsche Fakten gestreut, die von den Medien aufgegriffen werden. Selten wird dabei das Ergebnis hinterfragt.
Die Cash cow Verbrennungsmotor wird weiter gemolken bis sie tot auf der Wiese liegt. Wenn sich nicht bald etwas an der Einstellung der Hersteller ändert, wird das Arbeitsplätze in erheblichen Umfang kosten und das ist ganz sicher nicht die Schuld der Elektromobilität.

Die gängigen Autozeitschriften plappern natürlich auch immer und immer wieder die Argumente der Hersteller nach. Sie sind schließlich zahlende Anzeigenkunden. Und Hintergrund für eben viele falsche Vorstellungen sind oft Artikel in diesen Zeitungen.

Warum es diese Angst vor dem Elektroauto gibt kann ich nicht verstehen.

Auf eine detaillierte Darstellung der Berechnungen zum CO2 Anteil/km wurde in diesem Artikel verzichtet. Hier sollte es in erster Linie um den angeblich so umweltschädlichen Akku gehen.

Zum weiter informieren kann ich in dem Zusammenhang den Youtube Kanal von 404 Volt empfehlen.