Brennendes Elektroauto

Brennendes Elektroauto

Eine Vorstellung die vielen Menschen Angst einflösst, ein brennendes Elektroauto. Kaum zu löschen, irrsinnig hohe Temperaturen, Stromschlaggefahr und Lebensgefahr für die Retter. Wie gefährlich ist so ein Unglücksfall, wie oft kommt das eigentlich vor? Muss ich permanent Angst davor haben das mein Elektroauto in Brand gerät?
Einige Antworten will ich in diesem Blogartikel geben.

(im Beitragsbild brennt im übrigen ein Verbrenner)

Die Statistik

Wenn man die Medien verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass ein brennendes Elektroauto gar nicht so ungewöhnlich ist. Gerät ein batteriebetriebenes Fahrzeug in Brand, geht dies meist durch alle Medien. Bei Verbrennern die bei Unfällen oder wegen technischem Defekt abfackeln ist dies meist beschränkt auf die Lokalpresse.

Um die Gefahr etwas besser einordnen zu können, hilft in der Regel ein Blick in die Statistik.
Man rechnet mit Brandfällen pro gefahrenen Kilometern. Durch die noch geringe Verbreitung der Elektroautos tut man sich schwer, aussagekräftige Statistiken zu finden. Mit der weiteren Verbreitung und zunehmenden Alter der Elektroautos kann sich das Verhältnis durchaus noch verschieben.

Nehmen wir zuerst eine Statistik die Tesla veröffentlicht hat, die jedoch sehr positiv für das Elektroauto ausfällt. Aber nehmen wir einfach einmal die nackten Zahlen. Einordnen darf dies jeder selbst.

Im Zeitraum 2012 bis 2020 brannte in den USA im Schnitt alle 329,9 Millionen Kilometer ein Tesla. Zum Vergleich, Verbrenner brennen in den USA im Schnitt alle 28,6 Millionen gefahrene Kilometer.

Berücksichtigen muss man dabei das geringe Alter der Teslas. Und das es eben nur Elektrofahrzeuge der Marke Tesla betrifft.

Viele andere Statistiken gehen bisher davon aus, dass ein Elektroauto in etwa ebenso häufig brennt wie ein Verbrenner-PKW.

Zahlen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sprechen von 40.000 Fahrzeugbränden pro Jahr in Deutschland. Das betrifft den gesamten Fahrzeugbestand, eine Aufschlüsselung nach Verbrenner und Elektroauto erfolgte nicht.

Aber bei 40 Prozent der Brände war die Ursache Kraftstoff- und Ölaustritt auf heisse Motorteile. Durch Reibung von Fahrzeugteilen mit Betriebsstoffen brennen weitere 26 Prozent. Diese Brandursache kann man beim Elektroauto ausschließen.

Was sagt die Feuerwehr

Es gibt verschiedentlich Äusserungen von Seiten der Feuerwehr, wie bedenklich der Brand eines Elektroautos ist. Das wichtigste vorab, ein Elektroauto lässt sich ebenso wie ein Verbrenner löschen, anders zwar, aber es stellt die Feuerwehr nicht vor unlösbare Probleme.

Dazu äußerte sich erst kürzlich, im Zusammenhang mit der leidigen Diskussion über Einfahrtsverbote für Elektroautos in Tiefgaragen, Dipl. Ing. (FH) Peter Bachmeier. Herr Bachmeier ist Leitender Branddirektor und Vorsitzender des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren.
Das Löschen eines Elektroautos, so Bachmeier, sei nicht komplexer oder gefahrbringender als etwa das Löschen eines Gasbetriebenen Fahrzeugs. Im Vergleich zum Verbrenner ist ein Elektroauto etwas schwieriger zu löschen. Den Einsatzkräften stehen ausgearbeitete Vorgehensweisen zum löschen von Elektroautos zur Verfügung.
Die Stellungnahme ist auf der Seite des deutschen Feuerwehrverbands veröffentlicht.

Oftmals ist zu lesen, dass ein brennender Lithium-Ionen Akku nur durch Versenken des gesamten Elektrofahrzeugs zu löschen sei. Diese Aussage deckt sich nicht mit den Empfehlungen die der Feuerwehrverband ausspricht. Nachzulesen in einem Merkblatt zur Brandbekämpfung bei Lithium-Ionen Akkus in Elektroautos
Diese Maßnahme sollte nur in gut begründeten Ausnahmefällen angewandt werden. Ein Vorhalten von Löschcontainern bei den Feuerwehren ist nicht erforderlich.

Als Mittel der Wahl scheint sich die Verwendung von Löschdecken durchzusetzen. Diese können den Brand des Elektroautos effektiv eingrenzen. Der Akku wird dadurch zwar nicht wirklich gelöscht, jedoch hält die Decke mehr als 48 Stunden Hitzeeinwirkung aus und isoliert das Elektroauto vor der Umgebung. Ein brennender PKW, egal ob Verbrenner oder Elektroauto ist in der Regel innerhalb kürzester Zeit ein Totalschaden. Ein größerer Schaden durch den Einsatz der Löschdecke entsteht somit nicht.

Das Tiefgaragen-Verbot

Die Stadt Kulmbach ließ Anfang 2021 mit einem Einfahrverbot für Elektrofahrzeuge in ihre städtische Tiefgarage aufhorchen. Man konnte den Eindruck gewinnen, Kulmbach sei die erste Stadt der aufgefallen ist, wie gefährlich Elektroautos sind.
Ausschlaggebend dafür war ein brennender Golf 4, nein kein Elektroauto, der zu umfangreichen Sanierungsarbeiten in der Tiefgarage geführt hat. Diese Entscheidung führte bei vielen zu Stirnrunzeln. 

Mag sein, daß in Kulmbach besondere Verhältnisse in der Tiefgarage herrschen. So wurde zum Beispiel eine niedrige Deckenhöhe genannt. Nun ehrlich gesagt, ich kenne einige Tiefgaragen. Bei vielen hat man fast Angst sich den Kopf zu stossen wenn man aussteigt. Also da ist Kulmbach sicher nicht allein.

Man munkelt sogar, es gäbe Tiefgaragen mit Lademöglichkeiten. Unvorstellbar sowas.

Tiefgarage Wallbox

Die Parkgarage „Neuer Markt“ in Neumarkt in der Oberpfalz

Aber es darf Entwarnung gegeben werden. Die Stadt Kulmbach hat sich inzwischen offensichtlich beraten lassen. Das Einfahrverbot wurde wieder aufgehoben. Man setzt jetzt auf (siehe oben) Löschdecken und den Einsatz eines Teleskopladers, für den Fall der Fälle. Wünschenswert wäre allerdings das diese beiden Hilfsmittel nie zum Einsatz kommen müssen.

Parkhausbrände

Im Januar 2020 kam es in Stavanger/Norwegen zu einem verheerenden Brand in einem Parkhaus. Als Brandursache wurde relativ schnell ein Tesla Model S publiziert. Nach einigen Recherchen war jedoch schnell klar. Ausgegangen ist das Feuer von einem alten Diesel PKW, ein Opel Zafira.  Mehrere hundert PKW wurden dabei zerstört. Unter anderen auch einige Elektroautos, was aufgrund der enormen Dichte an Elektroautos in Norwegen kein Wunder ist. Offensichtlich wurde bei dem Brand keine der Batterien der Elektrofahrzeuge in Brand gesetzt. Zumindest sprechen einige Medien davon, dass die Elektrofahrzeuge zwar ausgebrannt waren, jedoch die Batterie nicht Feuer gefangen hätte. Diese liegt in der Regel gut geschützt im Fahrzeugboden des PKW. Die Hitzeeinwirkung bei einem entflammten PKW geht aber in erster Linie nach oben, so dass diese Meldungen nicht unwahrscheinlich erscheinen.
Da das Parkhaus anschließend Einsturzgefährdet war, wurde zur Bergung der 1.300 Fahrzeuge zum Teil ein Bergeroboter eingesetzt. So ein Roboter ist sicher nichts um ihn überall vorzuhalten. Aber im Falle des Falles könnte man sich sowas durchaus vorstellen, um einen in Brand geratenen und mit Löschdecke isolierten, Elektro-PKW zu bergen.

Ebenfalls an einem Flughafen, in Münster/Osnabrück kam es 2019 zu einem Brand in einem Parkhaus bei dem 60 PKW zerstört und 600 beschädigt wurden. Sehr schnell hatte man sich auf einen Hybrid-PKW als Brandverursacher eingeschossen.Man weiss ja, wenns brennt ist es Elektro….
Aber oh Wunder, es war wieder ein Diesel-PKW der den Brand verursacht hat. Von den Quellen, die sich ursprünglich auf den Hybrid-PKW festgelegt hatten, konnte ich keinen Widerruf ihrer Schlagzeilen im Netz finden. Zufall? Wohl eher Sensations-Journalismus.
Ursache war laut Gutachtern ein Steuergerät in einem höherklassigen Fahrzeug, dass zu glühen begann und anschließend das Fahrzeug in Brand gesetzt hat.

Fazit

Wenn man sich das einmal unvoreingenommen überlegt, ist es relativ klar, daß ein Verbrenner mit bis zu 70 Liter Brandbeschleuniger an Bord schneller und heftiger Feuer fängt als ein Elektroauto.
Ein Elektroauto, einmal in Brand geraten, brennt allerdings deutlich länger als ein Verbrenner.
Ausschließen kann man bei keinem Fahrzeugkonzept einen Brand, wahrscheinlicher ist er bei einem Elektroauto allerdings nicht, das Gegenteil ist der Fall. Ebenso ist laut Auskünften der Feuerwehrverbände auch der Brand eines Elektroautos beherrschbar. Kein Grund also das Elektroauto als permanente Brandgefahr darzustellen.

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