Preisvergleich Elektro Diesel

Strom teurer als Diesel

diese Befürchtung oder besser gesagt Prophezeiung muss man sich ja immer wieder anhören. Wie ist das wirklich mit dem Strompreis. Besteht die Gefahr das der Strompreis immer weiter steigt und irgendwann Strom unbezahlbar sein wird? Wollen wir uns das mal näher ansehen.

Die Abgaben auf Strom

Auf dem deutschen Strommarkt gibt es einiges an Abgaben die auf dem Strom für Letztverbraucher lasten. Im einzelnen sind dies die Stromsteuer, das Netzentgelt, die EEG-Umlage, die Umsatzsteuer, Konzessionsabgabe, Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, Umlage nach § 19 der Strom-Netzentgeltverordnung, Offshore-Netzumlage, Umlage für abschaltbare Lasten.
Puh, eine ganze Menge an Steuern, Abgaben und Umlagen. Diese Auswahl zeigt auch schon, der Staat hat einen großen Anteil am Strompreis, kann diesen also sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.

Sehen wir uns die einzelnen Abgaben einmal etwas genauer an. (Stand 2020)

Am einfachsten zu erklären ist sicher noch die Umsatzsteuer mit 19 Prozent, ja voller Steuersatz.
Die Stromsteuer schlägt mit 2,05 Cent/kWh zu Buche.
Das Netzentgelt hat eine hohe Bandbreite von unter 5 Cent/kWh bis über 10 Cent/kWh, wie sich diese variable Abgabe zusammensetzt, dazu weiter unten mehr.
Die EEG-Umlage beträgt 6,76 Cent/kWh, für das Jahr 2021 6,50 Cent/kWh.
Die KWK-Umlage (Kraftwärmekopplung) hat eine Höhe von 0,226 Cent/kWH.
Umlage nach § 19 StromNEV-Stromnetzentgeltverordnung in Höhe von 0,358 Cent/kWh (variabel)
Offshore Umlage in Höhe von 0,416 Cent/kWh.
die Abschaltbare Lasten Umlage beträgt 0,007 Cent/kWh.

Wie man an dieser Auflistung erkennen kann, besteht der Großteil des Strompreises aus Steuern, Entgelten und Umlagen.
Diese summieren sich auf 9,75 Cent je kWh Strom plus Netzentgelt.

Wieviel kostet Strom, ohne die Abgaben

Es gibt bei der Bundesnetzagentur eine Aufstellung über die unterschiedlichen Kostenfaktoren beim Strompreis für den Endkunden oder auch Letztverbraucher genannt. Im übrigen gilt eine Ladesäule auch als Letztverbraucher. Das heißt, auch dort fallen alle Abgaben an.

Der Stromkostenanteil für Beschaffung, Vertrieb und Marge belaufen sich auf ca. 24,7 % des Strompreises den der Stromkunde bezahlt. Das heißt weniger als ein Viertel ist der tatsächliche „Preis“ des Stroms. Der Rest sind die oben genannten Abgaben, Umlagen, Grundgebühren und Entgelte.

Das Netzentgelt

Einer der größten Posten bei den Abgaben auf Strom ist das Netzentgelt. Es unterliegt zudem einer enormen Schwankungsbreite.
Netzentgelte werden von den jeweiligen Netzbetreibern erhoben. Es soll den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung der Netze abdecken. Manche bezeichnen das Netzentgelt als Maut auf die Stromnetze. Es gibt in Deutschland vier Netzbetreiber, jeder legt das Netzentgelt für sein betriebenes Netz selbst fest.
Die Schwankungsbreite ist dabei zwischen 2,72 und 10,32 Cent/kWh. Vor allem im ländlichen Raum ergeben sich höhere Kosten für den Netzausbau.
Bis 2023 will man ein bundesweit einheitliches Netzentgelt beschlossen haben.
Die schlechte Nachricht dabei, durch die weiterhin erforderlichen Ausbauten des Stromnetzes aufgrund der voranschreitenden Energiewende ist auch für die Zukunft mit steigenden Netzentgelten zu rechnen. Dem gegenüber stehen jedoch günstigere Gestehungskosten des Stroms. Eine Reform der EEG-Umlage wurde ebenfalls bereits angedacht.

Steuer auf Kraftstoffe vs. Abgaben auf Strom

Oftmals wird von Kritikern der Elektromobilität angeführt, dass die Elektroautofahrer die entgangene Energiesteuer auf Benzin und Diesel irgendwann bezahlen müssen. Sehen wir uns jedoch die obige Aufstellung an ist klar, die Elektroautofahrer zahlen in erheblichen Umfang Abgaben an den Staat und Netzbetreiber bzw. Stromversorger.
Beim Diesel gehen pro Liter (bei einem Dieselpreis von 1,20 Euro) 66,4 Cent (davon 47,04 Cent Energiesteuer) an den Fiskus. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 6 Litern sind das knapp 4 Euro.
Beim Elektroauto mit einem Durchschnittsverbrauch von 16 kWh auf 100 km sind dies immerhin 3,60 Euro die an gesamten Abgaben an Staat und Netzbetreiber abfließen.

Jedoch wird sich der Vorteil in den kommenden Jahren deutlicher zum Elektroauto verschieben. Jährlich steigende CO2 Abgaben bei fossilen Treibstoffen, höherer regenerativer Anteil beim Strom und dadurch sinkende CO2 Abgaben, sinkende EEG Umlage. Jedoch kann man nicht mit Sicherheit sagen, wo sich der Strompreis hinbewegen wird. Da wir jedoch zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen in Europa zählen, erwarte ich keine drastischen Steigerungen.

Wieviel kosten 100 km im Elektroauto

Das hängt von vielen Faktoren ab. Die Preise fürs laden des Elektroautos haben eine große Spanne, deutlich größer als man das beim Benzin oder Diesel kennt. Zwar gibt es auch dort günstige, freie Tankstellen und teure Tankstellen, beispielsweise an der Autobahn. Aber beim Elektroauto kann sich der Preis für die Kilowattstunde, je nach Tarif und Ladeart mehr als verdreifachen. Ob dies in Zukunft ohne die Regulierung des Marktes so weiter gehen kann wage ich zu bezweifeln.

Die bevorzugte Art des ladens sollte, sofern möglich, zu Hause an der Steckdose oder Wallbox sein. Dort werde ich im allgemeinen die günstigsten Strompreise von um die 30 Cent/kWh haben. Von kostenlosen Lademöglichkeiten einmal abgesehen. Wobei bereits wenige kostenlose Ladungen während des Einkaufs die höheren Ladekosten an anderen öffentlichen Säulen durchaus kompensieren. Großer Vorteil im übrigen gegenüber dem Diesel- oder Benzinpreis, ich weiß Anfang des Jahres den gültigen Tarif für das komplette Kalenderjahr, während beim fossilen Treibstoff die Preise teilweise stündlich schwanken.

An öffentlichen Ladesäulen ist das „langsame“ laden an AC-Säulen erste Wahl. In der Regel zahlt man dort mehr als zu Hause. Diese AC-Ladesäulen werden oft von den Stadtwerken angeboten, mit einem eigenen Tarif für Stromkunden. Glücklicherweise gibt es aber sogenannte Roaminganbieter, mit denen man eine Vielzahl dieser unterschiedlichen Säulen nutzen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt, Anfang Januar 2021 ist EnBW einer der günstigsten Anbieter mit knapp 30 Cent/kWh. Allerdings dann mit einer sogenannten Blockiergebühr nach Ablauf von 4 Stunden in Höhe von 10 Cent pro Minute. Übrigens gibt es auch immer noch zeitbasierte Abrechnungen die jedoch aufgrund von Eichrechtlichen Vorschriften aussterben. Bei dem Tarif der EnBW ist zu sagen, es handelt sich dabei um den sogenannten Viellader Tarif, der im Monat 4,90 Euro Grundgebühr kostet. Es sei dann man ist ADAC-Mitglied, dann gibt es diesen Viellader Tarif kostenlos. Durchrechnen!

Bei den Schnellladesäulen wird es dann etwas kostspieliger, aber diese nutzt man im Alltag eher nicht so oft. Wieder mit EnBW gerechnet zahlt man dabei knapp 40 Cent/kWh. Allerdings gilt es dann hier aufzupassen, um nicht einen falschen Anbieter für die Abrechnung zu wählen.
Als Beispiel hierfür dient Ionity, das Ladenetzwerk der deutschen Automobilhersteller. Da diese Säulen mit öffentlichen Fördermitteln gebaut wurden, müssen sie das laden für jeden ermöglichen. Nun will man an diesen Ladesäulen aber nur die eigene Kundschaft haben. So hat man sich dort für einen Abwehrpreis von 79 Cent/kWh entschieden. Nimmt man als Abrechnungspartner dann noch beispielsweise Plugsurfing zahlt man 1,09 Euro/kWh. Völlig inakzeptabel.
Die günstigsten Roaming-Anbieter haben die Zusammenarbeit mit Ionity inzwischen aufgekündigt, da die Preise viel zu hoch sind.
Fazit, wenn schnell laden, Finger weg von Ionity, außer man hat einen passenden Ladetarif der Konzernmarken die dem Ionity Verbund angehören. Diese sind teilweise im ersten Jahr ohne Grundgebühr zu haben und bieten dann laden für etwa 30 Cent/kWh an. Dazu bitte auf jeden Fall vor dem Kauf den Händler befragen, ob und welche Lademöglichkeiten er anbietet. Falls er dies überhaupt weiß.

Wenn wir bei obigen Preisen bleiben, stellen sich im Schnitt folgende Preise für 100 km dar, bei einem angenommen Verbrauch von 16 kWh/100 km.

Beim laden zu Hause oder an AC-Ladesäulen 4,80 Euro

Beim Schnellladen, außer Ionity 6,40 Euro

Beim Schnelladen innerhalb des Tesla Supercharger Netzwerks europaweit 5,76 Euro

Beim Schnellladen bei Ionity 12,64 Euro

Beim Schnelladen bei Ionity mit Plugsurfing 17,44 Euro

Der Vergleich zum Diesel

Die Gegenüberstellung der Kosten kann beim fossilen Treibstoff immer nur eine Momentaufnahme sein. Die sehr günstigen Preise zum Jahreswechsel 2020/21 sind inzwischen längst schon wieder Geschichte. Diese sehr dynamische Preisgestaltung kennt man beim Ladestrommarkt nicht.

Nehmen wir einen Diesel mit einem Verbrauch von freundlich gerechneten 5 Liter/100 km. Sehr viel verbrauchsgünstiger kann man selbst einen Kleinwagen nur schwer bewegen.
Zum Stand Mitte April 2021 liegt der Preis für einen Liter Dieselkraftstoff bei rund 1,30 €.
Superbenzin ist im Vergleich um die 1,45 Euro, bei höherem Verbrauch.

So lässt sich ein Diesel PKW für etwa 6,50 Euro 100 km bewegen. Tanke ich, vergleichbar mit einer Schnellladesäule, an der Autobahntankstelle sind die Kosten eher bei 7 Euro.

Nicht mit einberechnet, die Kraftfahrzeugsteuer, die beim Elektroauto mindestens die nächsten 10 Jahre nicht erhoben wird.

Fazit

Die Aussage, ich könne mit einem Diesel-PKW günstiger fahren als mit einem Elektroauto entspricht nicht der Wahrheit. Es kommt darauf an, wo lade bzw. tanke ich. Die Möglichkeit seinen Verbrenner zu Hause zu tanken besteht wohl eher in den seltensten Fällen. Mit dem Elektroauto ist dies für viele, zu einem dann sehr kostengünstigen Tarif, durchaus möglich. Ich kann, durch die Wahl der passende Ladesäulen die Betriebskosten auch entsprechend gering halten. Im Alltag wird den meisten eine kostengünstige AC-Ladesäule (langsames laden) reichen. Dann ist das Elektroauto konkurrenzlos günstig.
Beim Schnellladen kommt man ggf. zum aktuellen Zeitpunkt auf einen Gleichstand. Die von vielen Kritikern oftmals bemühten Preise des Ionity Schnellladenetzwerks spielen in der Praxis für die meisten keine Rolle. Wer von seinem Automobilhersteller keine kostengünstige Lademöglichkeit an Ionity angeboten bekommt meidet diese Ladesäulen. Es gibt genügend Alternativen, allen voran Tesla Supercharger, die aber ausschließlich den Teslas vorbehalten sind.

Wer sich mit dem Thema TCO (Total Cost of Ownership) auseinandersetzt, wird ohnehin zu dem Ergebnis kommen, dass ein Elektroauto über die Jahre deutlich günstiger als ein Verbrenner betrieben werden kann.

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